Zuwanderer versuchen, Lebensunterhalt mit Spenden der Kirche zu bestreiten / Rumäne kassiert doppelt für Reise
Der obdachlose Rumäne, der am Sonntag auf Kosten von Pastor Christian Wölke in seine Heimat gereist ist, hat seine Helfer offensichtlich betrogen. Der Busfahrer eines rumänischen Unternehmens, der den Mann fahren sollte, kassierte doppelt ab – zunächst bei Stephan Honkomp von der Gemeinde Steinfeld und kurze Zeit später bei UWG Ratsmitglied Christian Katzer. Wie berichtet, leben in Steinfeld obdachlose Zuwanderer aus Rumänien und Bulgarien ohne Einkommen im Freien in der Hoffnung auf Arbeit. Die Gemeinde bietet ihnen eine kostenlose Heimreise an, die zwei der Obdachlosen in der vergangenen Woche ausgeschlagen hatten. Katzer hatte in dem Glauben, dem Mann etwas Gutes zu tun, bei Pfarrer Christian Wölke um Unterstützung für die Reisekosten gebeten. Denn der Rumäne wollte mit einem von ihm ausgewählten Unternehmen fahren, weil er glaubte, sonst nicht bis in seinen Heimatort gebracht zu werden. Katzer ließ sich darauf ein, Pfarrer Wölke übernahm die Kosten. So schickten die Helfer den Mann am Sonntag gegen 9.45 Uhr an der Bahnhofstraße auf die Reise (OV berichtete). Was sie nicht wussten: Nach der Vereinbarung am Samstagnachmittag hatte der Rumäne am Abend zusätzlich Bürgermeisterin Manuela Honkomp um finanzielle Hilfe gebeten. Am Sonntag um 9 Uhr zahlte Ordnungsamtsleiter Stephan Honkomp 150 Euro an den Fahrer, der kurze Zeit später auch das Geld des Pastors kassierte. Bürgermeisterin Honkomp ärgerte sich gestern über dieses Vorgehen. Sie kündigte an, Anzeige wegen Betrugs zu erstatten. „Das zeigt deutlich, dass es bei diesen Hilfen Absprachen der einzelnen Institutionen geben muss“, sagte Honkomp. Sie betonte zudem, auch das von der Gemeinde ausgewählte Unternehmen fahre die Menschen bis in ihrenHeimatort. Für Pastor Christian Wölke kam die Nachricht vom Betrug nicht völlig überraschend. Er habe bereits am Samstag Bauchschmerzen bei der Sache gehabt. Aber im Vordergrund stehe immer der Mensch. Nun ist für ihn klar: Das war eine einmalige Sache. Wölke erlebt es zurzeit täglich, dass Obdachlose an die Tür des Holdorfer Pfarrhauses klopfen und um Hilfe bitten, sagt er. Niemand werde abgewiesen. Auch in Dinklage kommen Zuwanderer ein bis zwei Mal pro Woche zum Pfarrhaus, sagt Pfarrer Johannes Kabon. „Wenn die Menschen in Not sind, helfen wir natürlich“, sagt er. Es seien schon mal mehr Anfragen gewesen. Im Pfarrhaus in Damme erlebt Pfarrer Christoph Winkeler die Situation eher selten. Die Kirchengemeinde dort versorgt die Menschen nicht mit Geld, sondern mit Lebensmittelgutscheinen und weist sie auf das benachbarte Haus der Caritas hin. Das Problem sei nicht mit Geld, Spenden oder der Schaffung vonWohnplätzen zu lösen, sagt Christian Katzer. „Wir müssen Richtlinien erarbeiten, die den Aufenthalt und die Finanzierung des Lebens in Deutschland regeln.“ Alle EU-Länder müssten Mindeststandards haben. „Bis dahin sollte uns der Mensch etwas wert sein, egal,wo er herkommt“, so Katzer.