Prof. Rainer Ehrnsbacher und Karolin Küker
Sie kamen morgens in Scharen und waren mittags plötzlich weg: Diese Beobachtung beschreibt eine Anwohnerin und meint damit die Invasion von Schnurfüßern, die im Mai vergangenen Jahres das Wohngebiet Bäkeesch zu Tausenden heimsuchten (wir berichteten). Jetzt will Professor Dr. Rainer Ehrnsberger von der Hochschule Vechta Ursachenforschung über das ungewöhnlich hohe Aufkommen der wurmartigen Tiere betreiben. Der Zoologe am Institut für Didaktik der Naturwissenschaften stellte während eines Informationsabends im Rathaus das bei vielen Menschen Ekel erregende Tier vor und bat die Anwohner um Mithilfe bei seinem Forschungsprojekt. Erst nach diesen Untersuchungen sei es möglich, den Betroffenen Ratschläge zur Abhilfe dieses Phänomens zu geben. Außerdem wird die Biologie-Studentin Karolin Küker ihre Examensarbeit diesem Gliederfüßer widmen, über den bisher wenig bekannt ist. Die ersten Exemplare sind im Wohngebiet bereits wieder aufgetaucht. Anwohner brachten einige zu dem Informationsabend mit. Über die Ursache der massenhaften Völkerwanderung der im Boden lebenden Kriechtiere konnte Ehrnsberger keine schlüssige Antwort geben. Ausschließen konnte der Beauftragte für Naturschutz und Landschaftspflege im Landkreis Osnabrück allerdings, dass es mit dem Verhalten der Bewohner zu tun hat. Diese sahen sich dem Vorwurf ausgesetzt, durch von ihnen in der Landschaft gelagerten Kompost, die Massenwanderung der Schnurfüßer ausgelöst zu haben. "Diese Tiere fressen kein Gras oder moderndes Grünzeug", sagte Ehrnsberger. Seine Untersuchungen der Komposthaufen hätten gezeigt, dass hier kein erhöhtes Aufkommen festzustellen gewesen sei. Überhaupt gebe es keinen Schuldigen für dieses vermehrte Aufkommen. Man könne auch nicht den Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverband (OOWV) einen Vorwurf machen, der in direkter Nachbarschaft Flächen zur Wassergewinnung unterhält. Diese Fläche ist unter anderem mit jungen Laubbäumen wie Pappel, Erle, Weiden und Birken bewachsen zwischen denen sich dichte Krautvegetation befindet. In Anbetracht der im vergangenen Jahr aufgetretenen Plage hat der OOWV bereits auf einem vorgelagerten brachliegenden Acker einen etwa dreißig Meter breiten Streifen gepflügt und bepflanzt, um so das Wohngebiet vor einem möglichen neuen Befall zu schützen. "Vielleicht sorgt auch der starke Frost im Winter dafür, das in diesem Jahr eine weitere Schnurfüßer-Invasion ausbleibt", sagte Ehrnsberger den Zuhörern, die so ein tierisches Jahr wie das vergangenen nicht wieder erleben möchten.