Kirchweg führt mitten durchs neue Feuerwehrhaus
Zurück bis in die Eisenzeit mit Archäologen Andreas Thümmel
Wertvolle Dokumentation: Bürgermeister Dr. Wolfgang Krug (links) erhielt vom Archäologen Andreas Thümmel eine bildliche Zusammenfassung der historischen Funde rund um das neue Feuerwehrhaus am Lagerweg. (Foto: Vollmer)
Ein Weg von der Industriestraße in Höhe der Firma Gerwing kommend führt mitten durch die neue Feuerwehrhalle in Richtung Ortsmitte auf den ehemaligen Hof Johanning zu. Dies war bis zum kürzlich stattgefundenen Informationsabend über die Ergebnisse der Prospektion aus dem Jahr 2020 auf dem Gelände des neuen Feuerwehrhauses am Lagerweg selbst für Andreas Thümmel vom Vechtaer Unternehmen Denkmal 3D eine verborgene Erkenntnis.
Der die Ausgrabungen leitende Archäologe stellte die Ergebnisse der wissenschaftlichen Untersuchungen im Eschboden vor. Mit dem ehemaligen Bürgermeister Bernard Echtermann saß ein Kenner der Ortsentwicklung unter den interessierten Zuhörern. „Das war der ehemalige Kirchweg“, klärte der heutige Heimatvereinsvorsitzenden über den dicken roten Strich auf dem Grabungsplan auf. Dieser zeigt deutlich eine Verdichtung des Erdreiches an. Für diese Information dankte Andreas Thümmel, da er für dieses „Phänomen“ bisher keine logische Erklärung fand.
Nach Abtrag des Eschbodens zeigten sich 70 Verfärbungen auf der untersuchten Fläche, die auf archäologische Funde hinwiesen. „Im Laufe der Jahrhunderte haben die Vorfahren aus Plaggendünger eine bis zu 40 Zentimeter dicke fruchtbare Bodenfläche gegründet. Damals haben die Bauern Grassoden gestochen, entweder kompostiert oder in Tierställen mit Mist angereichert und anschließend auf das Ackerland aufgebracht und so fruchtbaren Eschboden geschaffen“, informierte Andreas Thümmel.
Gefunden wurden Spuren von Pfahlbauten, die auf 2 Langhäuser und 1 Nebengebäude sowie weitere kleine Gebäude aus der eisenzeitlichen Epoche hinweisen. Zudem wurden in akribischer Arbeit Keramikscherben gefunden und zusammengetragen, aus denen ein Gefäß teilweise wieder zusammengesetzt werden konnte. Ein kostbarer Fund stellt ein Spinnwirtel dar, der Zeugnis von der Kunst der Handarbeit gibt. Ein Reibesteinfragment lässt auf das Zermahlen von Körnern, Beeren oder Blätter schließen. Zudem eine Grube, die offenbar zum Herstellen von Holzkohle genutzt wurde.
Bürgermeister Dr. Wolfgang Krug fragte nach, ob die Funde es zuließen, dass die Gemeinde Holdorf nach der 1300-Jahrfeier im Jahr 2010 erneut Grund hätte, eine weiteres Gründungsfest mit noch älterer Jahreszahl zu feiern. Andreas Thümmel sortierte die gefundenen Gegenstände zwar in die Übergangszeit zwischen der jüngeren vorrömischen Eisenzeit und der römischen Kaiserzeit ein. Allerdings, dass man diese Ansiedlungen bereit als Vorläufer des Ortes Holdorf einordnen könne, das sei sehr gewagt und zu bezweifeln.
Die ältesten gesicherten Belege, stammen von der Grabung aus dem Jahre 2005, als das Baugebiet Lagerweg 2 erschlossen und untersucht wurde. Es wunderte den Archäologen, dass kein Brunnen gefunden wurde. Das könne sich allerdings noch ändern, wenn Richtung Westen zur Ortsmitte hin einmal gebaut werde. Dort erwarte er weitere interessante Befunde.